Hotti

Das Leben ist eine bunte Kiste!
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Hotti
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Re: Hotti

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Hotti
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Re: Hotti

Beitrag von Hotti »

Arbeit macht das Leben süß, Faulheit stärkt mit Sicherheit nicht die Glieder. Oder wie ging der Spruch?
Hotti
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Re: Hotti

Beitrag von Hotti »

Angst und Bange

Lesen ist etwas, das als Kulturtechnik wahrscheinlich gleich nach dem Sprachgebrauch von uns, die wir lesen und schreiben können, am häufigsten verwendet wird. Demnach gibt es in der Jetztzeit so gut wie niemand mehr, an denen weder die Einen noch die Anderen spurlos an dieser wichtigsten Lernphase vorbei gegangen sind. Deshalb bietet bzw. bot die Schulzeit dankenswerterweise tatsächlich die gemeinhin unbedingt notwendige Grundlage für eine geeignete Kommunikation, die uns allen (nicht immer) zugutekommt oder auch, an der wir uns alle beteiligen können.

Um es auf den kleinsten Nenner zu bringen, mache ich das an einem Beispiel fest: Jahrzehntelang war ich es seit Mutters Rockzipfel und später selbst nach erfolgter Eigenständigkeit gewohnt, bekocht zu werden, als nach reiflicher, folgender Zeit ein keinesfalls erwünschter Zustand des plötzlichen Alleinseins eintrat, zwar lange her, aber maßgeblich. Von nun an war ich Selbstversorger, obwohl längst nicht des Kochens kundig. Und was half mir? Genau, ich konnte lesen, welch Glück. Erst waren es Schnipsel-Ratschläge aus Zeitungen und Zeitschriften, dann gezielt Kochbücher. Und siehe da, es funktionierte. Dem vermeintlichen Hungertod locker entronnen und nun sogar einer möglicherweise gesünderen Ernährungsweise stärker zugewandt. Zugegeben, eine Presswurst war und bin ich nicht, eher leichtes Mittelgewicht. Aus Sicht dieses Zustandes kann ich nur empfehlen, sich nicht durch Unkenntnis in die Irre leiten zu lassen, sondern sehr gezielt Dinge anzugehen, die im Bereich der eigenen Möglichkeiten stehen, wobei gewisse Notwendigkeiten förmlich zur Einsicht drängen. Demnach dranbleiben bei den zuhauf anstehenden Neuerungen, dreist wenn es schwerfällt.

Ein kleiner Abspann in Sachen Lebenshilfe.

Was nun aber folgt ist keine Vorschau auf zu Erwartendes, sondern (neudeutsch) Reality, die absolute Wirklichkeit. Hat allerdings bereits eine ziemliche Streubreite, nämlich die Künstliche Intelligenz, kurz KI. Für Mathematiker und Informatiker nicht unbedingt ein Problem, aber für Klein Fritzchen, wie unsereins, wächst die Skepsis, weil mit der KI eine zukünftige Welt betreten wird, die wie jede Neuerung zunächst verheißungsvoll angenommen wird, jedoch zwangsläufig heißt, nun lerne mal schnell, sonst wirst du abgehängt. Mit der Informatik reinster Güte kann Fritzchen, weiß Gott, wenig anfangen. So verlässt er sich auf Arbeitshilfen und Arbeitsanweisungen und fühlt sich bestätigt, wenn er wenigstens vom System soweit akzeptiert wird, dass der Weitergang ohne Sperrung möglich ist. Nun gilt es nur noch das Kundenkonto mit PIN zu eröffnen, nicht vergessen, Passwort und weiteren Zugangs-Code eingeben, die spätestens nach einer Woche zu ändern sind. Von wegen papierloses Büro. Dafür 150 neue Dateien, die, weiß der Uhu, irgendwo (weil vergessen) abgespeichert sind. Grauen erfasst mich.

Mich „rettet“ der Griff zum Buch. Kazuo Ishiguro, unschwer kein deutscher, sondern ein japanischer Autor von dem 2021 erschienenen Roman „Klara und die Sonne“. Da wird einem erst einmal gewahr, was noch alles auf uns zukommen könnte, womöglich bald vor der Tür steht. Das Zusammenleben mit Robotern, Maschinen“menschen“ als künstliche Freunde. Klara ist eine solche Freundin, die das Leben der Menschen beobachtet, alles speichert und zur besten Lösung führen möchte – auftragsgemäß. In eine solche Zukunft geführt zu werden scheint zunächst unwahrscheinlich, und doch ist die Industrie bereits soweit fortgeschritten, dass ganze Fertigungsstraßen (siehe Autobau) nur noch durch Roboter verrichtet werden, die dementsprechend programmiert wurden. Fehler? Aber nicht doch beim Roboter – beim Programmierer. Also, Programmierer ersetzen durch KI. Na, klickt es jetzt?

Das Sterben einer Kultur hat begonnen und da sage mir eine(r), Angst und Bange machen gilt nicht.

Horst
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Re: Hotti

Beitrag von Hotti »

Fremder in der Stadt

Vor einiger Zeit schrieb ich als geborener und ausgebildeter Berliner wie ich mich fühlte, in der Stadt als Tourist unterwegs zu sein. Es war eine ungleich noch nie gemachte Erfahrung von der geübten Ortsansässigkeit abzugehen und sich schnurstracks auf Wege zu begeben, die gemeinhin als Touristentrampelpfade bezeichnet werden. So ganz war es dann doch nicht, weil die Spontanität der Ereignisse immer wieder dazwischenfunkte und so ein völlig eigenes, ja, eigenheimisches Gefühl vermittelte. Und es war ein Genuss, wie lange nicht.

Dass sich das daraus ergebene Wohlbefinden so konserviert hatte, dass es erneut aufgegriffen und geeignet erschien, der besuchsmäßig zu Gast weilenden, jetzt in Oslo lebenden und von dort angereisten Tochter ihre Versäumnisse im Berliner Stadtleben aufzubessern. Berliner*innen kennen ihre Stadt, meint man, selbst ich, doch bei näherem Hingucken wird einem gewahr, wie schnell sich die Stadt verändert hat und gewissermaßen gänzlich nicht mehr die eigentliche Identität früherer Jahre besitzt. Abgeschwächt: zumindest in etlichen Teilbereichen.

Wer nicht in der City wohnt, sondern eher von „außerhalb“ einreist, sagen wir beispielsweise von Müggelheim, Frohnau oder von kurz vor Potsdam, dem ist sicher bewusst, dass das Stadtleben schon ein anderes sein muss, als das von Grün und Wasser durchdrungene gewohnte Kiezleben hergibt. Nichts gegen das Bergmannstraßenviertel/Chamissoplatz oder gesamt Prenzlberg, aber rund um den MOTZ-Koplex (Monbijou-/ Oranienburger-/Tucholski-/Zieglerstr., dazu noch Torstr./Rosenthaler Str. und Platz sowie August- und Sophienstr – genug jetzt, ein paar mehr Straßen kämen noch dazu), also Mitte, da steppt der Touristen-Bär. Eigentlich auch in Ordnung.

Diese Ordnung nimmt allerdings eine sehr schnelle Wende aus folgendem Grund: Der Bummel durch die durchaus sehens-, erlebensreichen und verschiedener Lokationen (z.B. Hackesche Höfe samt Markt davor) gefällt nicht nur den Zugereisten, denn auch uns Berlinern kommt spontan der Sinnspruch über die Lippen:“ Mensch (gemeint ist Berlin) wie haste dir verändert“. Das ist die angenehme Seite. Die Kehrseite erwies sich bei Einkehr in ein nach außen deklariertes Kaffee-Haus, weil es gerade die Zeit war, Kaffee- und vielleicht Kuchenzeit zu halten. Also, nichts wie rein. Nett, adrett, alles erschien im Ambiente der aktuellen innenarchitektonischen Einfälle genau passend.

Die Bestellung. "Bitte einen großen Kaffee mit Milch und ein Stück von dem…ääh, Dingsda", so mein Wunsch. Mich traf von der jungen Tresen-Dame ein verständnisloser Blick. „Please, say it in english“. Staunen - wäre ja ohne Weiteres möglich gewesen, aber hier gab mir mein schullehrerhafter Impuls den Ruck, der jungen Dame zu sagen, dass ich gerne landesüblich bestellen möchte, vielleicht mit dem abrupten und wahrscheinlich überflüssigen Zusatz „wir sind hier nicht im Ausland“. Ach, so die Reaktion darauf: „Sind Sie gegen Ausländer?“ Antwort: “Nein, überhaupt nicht, ganz im Gegenteil, denn hier scheine wohl ich Ausländer zu sein. Und warum sollte ich ausgerechnet gegen mich eingestellt sein?“ Da kam gar nichts mehr, nur der verständnislose Blick blieb. Überdies vorweg order to cash. Na, ok, kriegen wir hin, zücke den 50ziger für insgesamt 28,45 €, und wieder traf mich der beschriebene Blick. „Pay only by Credit-Card“. Jetzt traf mich fast der Schlag. Nur noch Karte, kein Bargeldverkehr mehr? War aber so!

Bin ich nun von gestern und erkenne die Zeichen der Zeit nicht mehr? Beim Bäcker für zwei Brötchen für 88 cts mit Karte zahlen und später irgendwann für jede Konto-Abbuchung ein Salär löhnen? Das ist mir einfach zuwider. Nicht nur das, viele geraten ob des locker hingereichten Plastik-Kärtchens aus dem Kreditrahmen und haben schnell einen Sack Schulden am Hals. Aber ich doch nicht, und ratz, fatz, sind die Minuszeichen auf dem Kontoauszug nicht mehr in der Minderheit. Bisher half immer das stets eingehaltene Budget des „Taschengeldes“, soll auch so bleiben.

Eines stet fest, Kaffee trinken per Credit-Card, schon gar nicht in dieser penetranten Art des Kassierens, wird künftig ausbleiben, auch wenn ich zu den letzten Bargeldzahlern gehören werde. Und fremd in der Stadt werde ich wohl ebenfalls bleiben, denn unser hauseigener Bäcker ist sowieso zehnmal besser als Automatik-Kassen-umkleidete-Kaffeetassen samt dazu gehörigen maschinellen Pappbrötchen.

Horst
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