Hotti

Das Leben ist eine bunte Kiste!
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harriersand
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Re: Hotti

Beitrag von harriersand »

Der hieß Presslufthammer- BBBBernhard. "Jeden Tag hol ich den Presslaufthammer auße Werkzeugkammer und denn mach ich Krach... das gibt keinen, der sein' Hammer so gern hat, man nennt mich Presslufthammer BBBBernhard! Ratatazong, ratatazong, weg is der Balkon, dong!" Torfrock gab das zum besten.

https://www.youtube.com/watch?v=j4TM3Ytqgj0 hier zu hören.
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Hotti
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Re: Hotti

Beitrag von Hotti »

Nach dem Ostereiersuchen

Liebe Ulrike, gut recherchiert. Mir war nur noch dieses „Ratatazong, ab ist der Balkon“ im Kopf. Von wem das stammte, hatte ich nicht mehr im Sinn, aber du siehst, so eine Art Ohrwurm ist manchmal sogar als Aufhänger für eine Gegenstandsbeschreibung nützlich. Und es hat auch einen gewissen Witz. So war das gedacht. Danke für den Anstoß.

Ist Ostern vorbei (meist sehr anstrengend), dann werde ich eine kleine Abhandlung offerieren, die zwar wieder nichts mit Sport zu tun hat, jedoch für ein gewisses Interesse sorgen könnte. Es geht um einen Hamburg-Besuch. Bitte abwarten.

Ansonsten, was mir auf der Seele brennt: Unter der Rubrik „Rund ums Laufen“ mit meinem „Hotti“, der so lieb gemeinten und zur ehrenvollen Gewohnheit gewordenen Titulierung, ist schon lange keine Kolumne in der eigentlich bezüglichen Weise von mir erschienen. Das hat seine Gründe, über die ich andeutungsweise gesprochen habe. Insofern bin ich leider (!!!) nicht mehr derjenige, der in der Laufveranstaltungsszene zu finden und auch praktisch aus dem Lauf-Geschehen ausgeschieden ist. Nach einigermaßen überstandener langer Rekonvaleszenz-Zeit möchte ich allerdings beim schmerzlich vermissten Lauftreff am Dienstag wieder dabei sein, wenn ich darf. Das zum einen.
.
Andererseits gibt es neben Sport so unendlich viele Lebenssituationen, über die es lohnt, einmal nachzudenken oder Anregungen zu geben. Gewiss, keine Perfektion oder in etwa Konkurrenz zu tatsächlichen Berichterstattern. Hübis Forum hat sich in all den Jahren so etabliert, dass die beträchtliche Zahl der Interessierten Informationen von etlichen erhalten, die zum Läufer*innen-Kreis, also Insider*innen, gehören. Prima. Wo gibt es sonst so etwas? Und so gestatte ich mir, weiterhin in der mir eigenen Art Beiträge zu liefern, die eine Leserschaft „unterhält“ (mir fällt kein anderes Wort ein), vielleicht auch informiert.

Einzig „Rund ums Laufen“ wird dem von meiner Seite nicht mehr gerecht. Eine Umbenennung? Gerne. Aber ich wäre sehr dafür, wenn Infos über Wettbewerbe oder Veranstaltungen nicht nur aus Sicht der großen Medien unters Läufer*innen-Volk kommen. Beispiel: 25 km-Lauf in den nächsten Tagen auf völlig veränderter Laufstrecke. Könnte eine Abkehr vom Gigantismus der Riesenteilnehmerzahlen, siehe Halb- und Marathon, in Berlin darstellen. Durchaus vorstellbar. Und dafür sind Beiträge in „Rund ums Laufen“ ohne Weiteres erforderlich, von Leuten die dabei waren. Ich bin es nicht mehr, nicht weg vom Fenster, sondern für anderes gerne zuständig, wenn ihr wollt.

Ostern ist ein schönes Fest, jedenfalls hoffe ich, ein solches zu feiern oder gehabt zu haben.

Horst
Hotti
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Re: Hotti

Beitrag von Hotti »

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Hotti
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Re: Hotti

Beitrag von Hotti »

E L P H I

Wer da meint, der Trailer ist eine personifizierte Erscheinung, ist falsch gewickelt. Es ist schlicht die Abkürzung und zugleich die liebevolle Namensgebung, den sich die Hamburger für ihr Schmuck- und Aushängeschild, das am 31. Mai 2017 nach langer, komplizierter Bauphase der Stadt übergeben wurde, ausgesucht haben. Es ist die Elbphilharmonie. Und in der Tat, hier hat die Freie und Hansestadt Hamburg ordentlich zugelangt. Mit einer Bauhöhe von 110 m überragt das ungewöhnliche Bauwerk sämtliche Bauten, Kräne und auch Riesenschiffe, die sich im Hafengebiet befinden. Sowohl von außen wie von innen ist Elphi ein Hingucker. Allein schon die ausgesprochen ungewöhnliche Lage und der schwer bebaubare Baugrund beeinträchtigte die Bauzeit, die sich auf insgesamt 10 Jahre erstreckte und den Geldbeutel der Stadt um fast 900 Milliönchen schmälerte.

Zweifelsohne hat sich die Stadt, die sich gern als das Tor zur Welt sieht, mit der architektonisch-/ingenieurmäßigen Meisterleistung gekrönt. Selbst als Laie erkennt der Zugereiste, wie es um das Gebäude bestellt ist. Es steht quasi mitten im Wasser, das zudem auf der südwestlichen Seite auch noch fließend ist (Elbe) und auf der gegenüberliegenden Seite ist das Überbleibsel eines Hafenstückes sichtbar, in dem jetzt mehrere Schiffsveteranen auf Dauer geschützt ankern. Rund herum ist ein Areal entstanden, das als Vorbild für die Bebauung längs der Berliner Spree dienen könnte, wo es denn möglich ist.

So ist dann vor Ort ein völlig neues Viertel entstanden, das ähnlich den Docklands in London, zu einem Mix aus Wohnen, Arbeiten und Freizeitgestaltung geriert und vor allem sich als Kulturstätte hervortun kann. Um Letztere ging es an einem der vergangenen Wochenenden. Die Anreise war relativ kurz, weil wir (Marzipan geschwängert) vierrädrig aus Lübeck einschwebten und die HH-Portokasse mit Parkgebühren beglückten. Wir waren zu Dritt, hatten drei Eintrittskarten und lösten noch eine Vierte in Form des Parktickets (leider ohne Musik). Die war nur denjenigen vorbehalten, die sich an Scanner und Lichtschranke mit dem Billett richtig verhielten (Gatter auf, Gatter zu) und so den Pilgerweg mittels (gefühlt) 150 m (oder war es mehr?) ansteigender Rolltreppe und anschließend weiterer fußläufiger Treppen Richtung Sitzplatz im Konzertsaal antreten durften.

Der Besuch des Forums ist allein schon durch das Auffinden der richtigen Etage (13), des richtigen Blocks (I) und schließlich (glücklich) der tatsächlich gebuchten und korrekt ausgewiesenen Sitzreihe (3), schlussendlich Plätze 27, 28, 29, anstrengend, aber geschafft. Bei hanseatischer Gelassenheit und zeitigem Erscheinen alles kein Problem, wehe jedoch, wer auf den letzten Drücker, aus welchem Grund auch immer, hetz, hetz, hier Einlass begehrt. Scheitern scheint dann vorprogrammiert. Muss, wie gesagt, ja nicht sein. Wer Kultur will, sollte sich dementsprechend verhalten.
Aah ja, Kultur, wie war das früher? Oper, Theater, Konzert, Ausstellungen, Events, man streifte in die angemessene Garderobe, sah in den Spiegel und top, war ausgehfähig. Heutzutage ist die vormalige Bekleidungsrevolution befriedet, alles ist erlaubt, ob Jeans oder freizügiges Tattoo, egal, gleich nebenan die Dame mit den Brillis oder der Herr mit gestärktem Hemd, Krawatte und bestimmt sauberen Fingernägeln, dazwischen wir in legerer (bitteschön) ordentlicher und salopper Kleidung ( aber Edelzwirn passè), ohne Weiteres in der Lage, dem zu erwartendem Musikgeschehen zu folgen.

Das Programm:

• Bohuslav Martinû - Doppelkonzert für zwei Streichorchester, Klavier und Pauken
• Max Bruch - Konzert für Violine und Orchester Nr. 1 G-Moll
• Antonin Dvorák - Sinfonie Nr. 7 D-Moll und als Zugabe
• W.A. Mozart - Duo G-Dur für Violine und Viola KV 423

Diese Konstellation kommt nicht so oft vor und hatte ihren ganz besonderen Reiz. Umso bemerkenswerter waren das Ensemble Philharmonisches Staatsorchester Hamburg, der amerikanische Dirigent James Colon und ein Violinist der Sonderklasse Daniel Cho, geboren in New Jersey/USA, aber (musikalisch) aufgewachsen im Sinne der Eltern in Korea. Die Viola (Bratsche) spielte Sangyoon Lee, herkunftsmäßig ebenfalls aus Korea stammend, jedoch Konzertmeister in Hamburg.

Spätestens hier bestätigte das begeisterte Publikum, dass Musik und die Interpretation in der dargebotenen Art keine Grenzen kennt, sondern auf unnachahmliche Weise Harmonie, Wohlklang, gemeinsames Erleben verkörpert. Mir taten die Hände vom Klatschen weh, das war es wert.

Eine Bemerkung noch, warum ich diese Zeilen schrieb: Klar doch, die Elphi war zunächst der eigentliche Auslöser dieses Besuches. Die Entscheidung ausgerechnet für dieses Konzert fiel jedoch mit der Programmgestaltung und der vorherigen Kenntnisnahme, dass der Elbphilharmonie eine hoch gelobte Akustik zugesprochen wird. Wenn nun Programm, Orchester, Dirigentschaft, Solisten und schließlich Auditorium zu einer Einheit verschmelzen, so ist das ein unglaubliches Zusammentreffen, kurzum ein Glücksfall wie nicht alle Tage.

In Zeiten der Sorge gibt es sie besonders: die nie nachlassenden Wünsche, sein Leben in Freude, Ausgewogenheit und in Verbindung mit allen Menschen in der Welt friedlich zu verbringen. Kultur in der beschriebenen und empfundenen Art und Weise, ist lediglich ein kleiner Teil davon. Ein daraus entstandener Impuls verdient Verbreitung.

Was habe ich noch nicht gesagt? Etwas über den Elphi-Innenausbau. Schon die Außenhülle des Bau -Monstrums ist beeindruckend. Von den Landungsbrücken des Hamburger Hafens gesehen, wirkt der ganze Bau wie ein gerade ein- oder auslaufender Ozeanriese, nunmehr so oder so ein unverrückbares sympathisches Wahrzeichen der Stadt. Der untere Körper des monumentalen Gebäudes beherbergt ein Hotel mit 240 Zimmern, ein Parkhaus und einen zweiten Konzertsaal (550 Plätze, Kammermusik?) und alles was zur Versorgung des Giganten gehört. Aber nun zum Oberbau, bei dem sich Baukenner auf die Schenkel klopfen. Einen so großen Konzertsaal zu finden, der 2.150 Plätze, in der Mitte das Podium und im Rund terrassenförmig aufsteigende Zuschauerränge aufweist, findet man nicht alle Tage.

Und jetzt noch ein Bonmot: Auch einzelne Wohnungen gibt es, allerdings nicht für unsereins, obwohl 9.900.- € Kaltmiete bzw. 12.000.- € Warmmiete per Monat einer betuchteren Gesellschaft durchaus ein „atemberaubender Ausblick“ garantiert wird. Bei Erwerb stehen 38.600.- €/ m² zu Buche, macht bei 100 m² gleich mal 3.860.000.- €, ja, herrschaftsnochamal, die werden ja wohl noch zu finden sein!

Was fehlt, ist ein Garten! Nur das hindert mich, dorthin zu ziehen. Nächstens mal wieder hin in Kurzweil, allein schon der phantastischen Musike wegen (wie der Berliner sagt).

In Abwandlung eines Marius Müller-Westernhagen-Songs („Ich bin so froh, dass ich kein Dicker bin…“) sage ich: „Ich bin so froh, dass ich kein Reicher bin, denn reich sein ist `ne Quälerei“, in Abwandlung der ersten Song-Zeile. Eine veränderte Epilog-Zeile vom Original „Na, du fette Sau“, fällt mir nicht ein.

Es gäbe noch viel mehr zu sagen….. ein andermal oder bis bald.

Horst

P.S. Gerne hätte ich ein Foto vom Innensaal und seinen Rängen in luftiger Höhe eingefügt, zumal diese wie Vogelnester aussehen und trotzdem Sicht und Akustik nicht beeinträchtigen. Ein eigenes, wie vom Außenbau, habe ich nicht und die im Internet sind alle urheberrechtlich geschützt. Doch selbst diese sind meines Erachtens nach nicht das Gelbe vom Ei, weil sie keinesfalls den Eindruck wiedergeben, den leibhaftige Besucher*innen vor Ort erfahren. Deshalb: Nichts wie hin, wenn vom Taschengeld noch etwas übrig geblieben ist.
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Re: Hotti

Beitrag von Hotti »

Wenn der weiße Bärlauch wieder blüht… oder war es der Flieder?

Kann man auch singen, anschließend jedoch auch mit der Zeile …..„sing` ich dir mein schönstes Liebeslied.“ 1928 Richard Tauber. Heute eine Uralt-Schmonzette, allerdings gemünzt auf den weißen Flieder. Das mit dem Bärlauch kommt nicht von ungefähr, befinden wir uns bereits im fortgeschrittenen Frühling, wo sowohl der Flieder als auch das „Kraut für alle Dinge“ im April und Mai in Blüte stehen. Obwohl ich gewiss nicht zu den Kitsch-Romantikern gehöre, ist manches zarte Liedchen durchaus geeignet, eine Gemütsbewegung hervorzurufen.

Und so saß ich mit der Uta auf der (Leipziger) Banke, bis mich von ihr die sanfte Mahnung erreichte, doch endlich ins Kraut zu schießen, schließlich steht bald die Abendessen-Zeit heran. Die Mahnung war voll berechtigt, verdingte ich mich fast ganztäglich mit übermäßig gebeugtem Rückgrat als Gartenfronarbeiter, weil der Garten als Zier zum seelischen Wohlbefinden beitragen soll und deshalb ordentliche Pflege verlangt. Was allerdings regelmäßig ein Übel mit sich bringt: Zeitfraß. Die schlichte Feststellung: Arbeitest du im Garten, was nicht minder sportlich sein kann, als 10 km zu laufen, dann ist die vergleichbare Zeit ebenso futsch, nämlich Minimum eine Stunde. Brauchst du länger, erfordert auch die vermeintliche Laufstrecke ein mehr an zurückzulegender Strecke. So ist das, zwar nicht sportwissenschaftlich belegt, eher gefühlsbetont.

Was nun das dringend heranstehende Abendessen anbelangte, musste erst einmal die Grundlage dafür geschaffen sein. Grundsubstanzen befanden sich wie selbstverständlich im Kühlschrank oder in mancherlei kräuterlicher Hinsicht schnittreif im Garten. Da die holde Gattin beiläufig erwähnte, für abends ein Bärlauch-Risotto vorzusehen, fehlte die namensstiftende Zutat. Nun aber los. Wohin? Nicht weit, sagen wir 100-120 Meter. Mit Kräuterschere und kleinem Eimer ausgerüstet verschwand ich schnell dem Dufte nach im Auenwald. Man muss wissen, dass Bärlauch dem Knoblauch recht nahesteht, aber keinesfalls penetrant riecht, keine Knollen hat, dafür büschelweise breite Blätter. Sind es schmale Blätter, dann heißt das Kraut Schlangen-Lauch, das auch als Feldknoblauch bezeichnet wird. In Berlin und Brandenburg häufig, weil es hier weniger feuchte und schattige Siedlungsorte gibt. Eigentlich weniger gut geeignet.

Anders in Leipzig. Innerhalb 10 Minuten hatte ich den Eimer bündelweise vollgestopft und das Mahl war gerettet. Nun könnte ich mir Kritik einhandeln, einfach die Natur, schnipp, schnapp, zu schänden. Fehlanzeige. Erstens und überhaupt: Die Bärlauch-Population ist vor unserem Grundstück an der Weißen Elster km²-weise in engem Bewuchs vertreten und zweitens ist „meine Schnitttechnik“ so bemessen, dass ich von jedem einzelnen Büschel nur einzelne Blätter abschneide, also jeden Radikal-Schnitt mit Erzeugung freier Fläche tunlichst vermeide. Zweitens: Wo gibt es derartig frisches und ausgesprochen gesundes Gemüse sozusagen frei Haus geboten?

Nun aber hurtig: Das Abendessen für zwei Personen

60 g Bärlauch, 1 Zwiebel, 170 g Risotto-Reis, 2 EL Olivenöl, 75 ml Weißwein (kann auch Apfelsaft sein), 0,75 l Gemüsebrühe, 3 EL geriebenen Parmesan-Käse, 30 g Butter, Salz und Pfeffer.

Öl in einem Topf oder in großer Pfanne erhitzen, die gehackten Zwiebeln andünsten, Risotto-Reis zugeben und kurz andünsten, mit Wein ablöschen und Gemüsebrühe zugeben, bis der Reis bedeckt ist. Dann 30 – 40 Minuten köcheln, ggf. Brühe nachgießen. Schlussendlich geschnittenen Bärlauch, Butter und Parmesan unterheben und mit Salz und Pfeffer ggf. zusätzl. Kräutern abschmecken.

Einen Versuch ist es wert.

Bärlauch ist gar nicht weiß, nur die Blüten. Das Grün, das er zu bieten hat, gut abwaschen, Stiele entfernen, zerschneiden oder pürieren und weiterverarbeiten je nach Gusto, als da sind zu Bärlauch-Butter, Pesto, in Saucen, Suppen, Salaten oder sonstige Zugaben zu etlichen Speisen, die eine würzige Ergänzung vertragen können. Bärlauch hat einen ganz besonderen Vorteil: Schmeckt sanfter als Knoblauch, stinkt nicht und auch die berühmte Knoblauch-Fahne anderntags ist nicht gegeben. Guten Appetit. Wer mich in Leipzig besucht, bekommt eine Ration Bärlauch gratis. Nicht mehr lange, steht er in voller Blüte, dann geht die Erntezeit alsbald vorüber.

Da ich auch die Zwiebel erwähnt habe, ist mir ein guter Witz in Erinnerung: Was verbindet eine Zwiebel mit einem High Tec-Unternehmen? Antwort: Jede Menge: Die Angst, beide können gehackt werden.

Horst

P.S. Foto: Blühender Bärlauch
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Re: Hotti

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Re: Hotti

Beitrag von Hotti »

Sucht

Wenn die lauen Lüfte wehen, so wie jetzt im sonnigen Mai gern gefühlt, kann es einen durchaus überkommen, bestimmte Schwächen einfach hinzunehmen, sich gewissermaßen dem Laissez Faire, also dem „Laufenlassen“ zuzuwenden. Eigentlich ist das ein Personalführungsstil, der sehr viel Vertrauen und gleichzeitig Eigenverantwortungsgefühl vermittelt, der dann zum Entspannungsgefühl beiträgt. Trifft nicht in jedem Falle zu, aber Probleme stehen nicht mehr unmittelbar mit Druck unter dem Zeitgeschehen, sondern bekommen auf wundersame Weise lange Beine, was so viel wie Abwarten heißt.

Ich bin weder Psychologe, Seher noch Wahrsager. Eigentlich ein Normalo (von der Stange gerade nicht), aber ein Stück Extravaganz legen sich bestimmt einige von uns an, um nicht in den ständig wachsenden Bereich der Missmutigen, Unzufriedenen und auch Nörgler*innen eingemeindet zu werden. Der von Zeit zu Zeit vorhandene Hang, etwas Besonderes leisten zu wollen, dürfte nicht unbekannt zu sein. Mal weg vom Gewohnten, den Reiz des Abenteuers oder eine bisher noch nie wahrgenommene Unternehmung starten, die das eigene Ego bestärkt.

Wie aber, wenn der gewöhnlich niedrige Adrenalin-Spiegel (was ist das überhaupt?) plötzlich gar in Müdigkeit, starkem Schlafbedürfnis, Erschöpfung und Antriebslosigkeit versinkt und sich sogar Konzentrationsstörungen bemerkbar machen, was tun? Mängel sind bekanntlich ebenso schädlich wie Übereifer. Dabei die Mitte zu finden und trotzdem weder ein Tränentier zu sein noch in Hyperdynamik zu verfallen, demnach ein normales Leben zu führen, ist meist allseits gewünscht. Wenn da nicht irgendein KICK, ja, Druck einsetzt, sich von der Normalspur zu lösen, etwas zu leisten, was sonst nicht alle Tage vorkommt. Also sucht der Mensch, die Menschin (?) ein für sich spezielles Fenster, um dem Leistungsgedanken auf die Sprünge zu helfen. Klar, es gibt unendlich viele Bereiche, sich in irgendeiner Form zu prüfen oder gar zu beweisen.

Nachgehakt habe ich folgende Erklärung für einen Adrenalinschub erhalten:

Einen typischen KICK erhalten diejenigen, die zu Extrem-Sportarten wie Bungee-Jumping, Klippenspringen oder Fallschirmspringen neigen. Selbst Achterbahnfahren oder hundsgemeine Horrorfilme sollen einen erhöhten Adrenalinspiegel verursachen. Angeblich führt das zu einem Mehr an Euphorie und letztlich zur Zufriedenheit.

Wie immer ist ein Zuviel des einen wie Zuviel des Gegenteils mit nachteiligen Wirkungen. Und so kann es kommen, dass auf der Suche nach Perfektion in der Normalisierung auf andere Weise, nämlich Sport, auch eine Gewohnheit entsteht, die zum Normalmaß in der Lebensführung beiträgt. Und so sage ich, dass Sport ohne in Extremsituationen abzudriften, einfach unabdingbar ist und deshalb fast dazu neige, den Begriff SUCHT zu gebrauchen. Aber - bitteschön – austariert in „Gesunde Sucht“.

Was haben wir als Gegenbeispiele?

Alkohol, Nikotin, Bulimie, Drogen, Tabletten; Magersucht, Computerspiele, Spiel- und Wettsucht allgemein und - man glaubt es kaum - Sportsucht.

Mit Ausnahme des Letzteren bekomme ich mit Sicherheit zweifelnde Zustimmung. Derartige Süchte wirken abhängigkeitsfördernd und zerstörend, aus der sich Betroffene ohne Hilfe kaum befreien können. Aber Sport? Na ja, kann schon sein, mein Zweifelsgestöhne sagt aber: in Maßen niemals, als ständiges Muss oder wenn`s ums Geld geht durchaus. Was geht in Menschen vor, die sich von der „Normalleistung“ im Sport so weit entfernt haben, dass wir Normalos kaum noch Verständnis für deren Leistungen aufbringen. Respekt gewiss. Für Entdecker auf jeden Fall, auch extreme Erstbesteigungen, Rekordleistungen, die es noch nie gab und von einzelnen oder ggf. von Teams erbracht wurden oder noch werden, verschaffen Berühmtheit, Aufmerksamkeit und sind - um in die Sprache der Enkel einzutauchen – supergeil.

133.336,2 km = 3.160 Marathons zu laufen, das heißt 8 ²/³ Jahre lang jeden Tag eine Königsdisziplin zu absolvieren, grenzt nahezu an einen Wahn oder eben an eine ausgeprägte Art von Sucht. Christian Hottas heißt der Mann: Hamburger. Sigrid Eichner aus Berlin ist mit ihren 2.100 Marathon-Läufen weltweit die größte Marathon-Sammlerin. Sie hat es in ihrem bisherigen 83jährigen Leben auf 97.048,5 km gebracht. Beide Leistungen sind kaum nachvollziehbar. Die Sucht nach immer mehr und unter Verzicht auf das anderweitig so vielfältige Leben machen generell stutzig. Beide würden wahrscheinlich sagen, dass es der innere, nicht zu unterbindende Antrieb war, diese Höchstleistungen zu erbringen. Wenn diese Vermutung zutrifft, dann kommen meine Wünsche zum Seelenheil für die beiden durchaus gelegen.

Was sollten sie bedenken? Selbst Denkmäler unterliegen einem Verfallsdatum. Trotzdem: Gutes Weiterleben mit der Normalleistung und vor allem mit Spaß an der Sache, woran uns Zeitgenossen*innen daran besonders gelegen sein sollte.

Horst
Hotti
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Re: Hotti

Beitrag von Hotti »

Hinweis:

Meine Kolumnen erscheinen von nun an immer unter "A - Z" anstelle von "Rund ums Laufen". Das kommt meinen Intentionen auch viel näher, weil ich ja als nicht mehr als der aktive Bewegungsmensch früherer Zeiten gelte, sondern gelegentlich nur aus dem Nähkästchen heraus Stellung beziehen kann. Außerdem sollen meine Beiträge durchaus einmal andere Bereich im Blickpunkt haben, die - je nachdem, ob sie angenommen werden oder auch nicht - von mir erwogen sind und ggf. zum Interesse der Lesergemeinschaft beitragen.

Bin ich nicht mehr in der Titelübersicht enthalten, dann unten in der Fußzeilenübersicht beim Häkchen > anklicken und A - Z wählen, dann sind noch alle bisherigen Beiträge vorhanden.

Für Hübi: Dein Überlegungsgang war genau der richtige. Danke.

Beste Grüße

Horst
Hotti
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Re: Hotti

Beitrag von Hotti »


Ereignisse


Sechs Wochen sind seit meiner letzten Kolumne ins Land gegangen, ohne dass nur eine einzige Zeile von mir an dieser Stelle produziert wurde. Was war, was ist los mit dem sonst so gern aktiven Schreiberling? Schreibblockade, Verdruss, Mangel an Informationen oder gar Apathie? Nein, überhaupt nicht. Nach wie vor bin ich wissbegierig und stets literaturinteressiert, leide auch nicht etwa unter Schlaflosigkeit oder Unruhe, kurzum, in dieser Hinsicht alles bestens. Dennoch ist der Anstoß für ein Statement in der verbliebenen Zeit nicht gerade üppig gewesen, obwohl es alltäglich nur so prasselt von Ereignissen, die die Welt bewegen.
Sich hier jetzt über die unselige weltpolitische Lage auszulassen, hieße ein weit größeres Feld zu bestellen, als sich des Forums zu bedienen und klar gesagt, ist das auch nicht meine Absicht. Allerdings, das gebe ich zu, sind meine sportaffinen Gedanken ganz erheblich getrübt durch die sich ergebenen und nicht mehr auf dem früheren Level befindlichen sportlichen Ambitionen.

Laufen passé? Mit Sicherheit nicht – wenn`s nur ginge. Nun über die „Leiden des alten Werthers“ herzufallen, kommt mir zwar in den Sinn, gehört aber zu der Rubrik des Gedöns über alle möglichen Missliebigkeiten des eigenen Körpers und - so Gesprächspartner*innen - vielfältige Beleuchtung manch anderer Unheilsituation körperlichen Mangels, was überhaupt nicht mein Ding ist, weil es Wartezimmeratmosphäre mit sich bringt. Wer mag schon so etwas? Und dass einer des anderen Last trägt, ist sowieso unwahrscheinlich, denn bei den im Greisenalter befindlichen Leuten gäbe das nur noch ein Hin- und Hergeschiebe der allerschlimmsten Diagnosen, wobei davon auch Junggenerationen nicht gänzlich ausgenommen sind. Zu gerne sind doch Krankengeschichten Unterhaltungsthemen unendlicher Dimension.

Doch bereits schon vor etlicher Zeit hatte ich Mitläufer*innen angedroht, wenn sie ausschließlich über Krankheiten oder Verletzungen sprechen, mich von der Gruppe abzusetzen. Manchmal zeigte die Drohung Wirkung und es gab genügend erbaulichere Unterhaltungsbeiträge, die das Laufen meist wie im Rausche vergehen ließ und es oft gemeinsames Vergnügen war. Diese Zeit ist nun leider vorbei, weil der aktive Laufbetrieb von mir nicht mehr so betrieben werden kann, wie es in Jahrzehnten stets der Fall war. Selbst Eile mit Weile ist kaum mehr möglich, vielmehr nur noch die Verballhornung des sportmäßigen Gehens (genannt Walking) bestätigt den Bewegungsdrang. Das mache ich, wenn auch nicht mit der Konsequenz des regelmäßigen Lauftrainings früherer Jahre, weil weder das wichtigste Organ des Menschen noch die offensichtlich lädierten Füße dazu beitragen, etwas zu leisten, was als sportlich zu bezeichnen ist. Trotzdem, vom Stelzen auf den zwei Beinen kann ich nicht lassen, auch wenn es spätestens nach 7 – 8 km anfängt wehzutun, also steht demnächst erneut eine Fuß-OP dran. Wann? Steht noch nicht fest.

Nun gibt es erfreulicherweise noch immer genügend Spielraum für andere Tätigkeiten, die wenigstens dazu beitragen, die körperliche Fitness nicht gänzlich zu verlieren. Wandern und Radfahren, ja, auch Schwimmen geht. Nicht vergessen, Gartenarbeit, ein vorzügliches Mittel gegen Beschäftigungslosigkeit, wobei das bei mir eigentlich ein Fremdwort ist, denn ein Dasein ohne Aktionismus: Unvorstellbar. Es gibt so viel Tätigkeitsfelder, die sich lohnen, nicht nur Hobby genannt zu werden. Durch den nützlichen Eigenbetrieb des Lebensunterhalts, sprich für gesunde Ernährung zu sorgen, klappt ansonsten alles ganz nach Belieben, jedoch geht eben nicht alles, was man gerne hätte, z.B. beim Lauftreff wieder dabei zu sein.

Lassen wir es dabei, mein lebenslanges Hauptinteresse lag ohnehin bei einem Laster, das eigentlich gar keines war, sondern stets Quelle von Inspiration und Eintauchen in einen Bereich, auf den ich in all den vielen Lebensjahren nicht verzichten konnte: Kunst. Nicht von mir, - ich bin kein Künstler - sondern von sehr renommierten Vertreter*innen ihrer jeweiligen Sparte. Erst als Interessent und Sammler und seit 44 Jahren einmal im Jahr privater Gastgeber für eine Präsentation von Kunstwerken unterschiedlichster Art. So auch in diesem Jahr – zum vorletzten Mal. Im nächsten Jahr steigt mit dem 45. Kunsttreffen bei mir im Haus und Garten die letzte Vorstellung dieses sicherlich einzigartigen Kunst-Events, zu dem jedermann völlig unentgeltlich kommen konnte. Dabei bleibt es, denn alles hat einmal ein Ende…. nur die Wurst hat zwei.

Horst
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Re: Hotti

Beitrag von Hotti »

Das Leben ohne …. ist nicht möglich

Genau das Gegenteil las ich erst gestern in der Wochenendausgabe des Berliner Tagesspiegel. Allerdings kam der berühmte Loriot-Satz „Ein Leben ohne Mops ist möglich, aber sinnlos“ in der Verfremdung „Ein Leben ohne Arbeit ist möglich“ auf die Titelseite. Und wie kann es anders sein, dem Titel obenauf prangte ein sonnenbebrillter Mops sitzend auf einem Stand Up Paddling. Wenigstens kamen der Autorin zu ihrer Behauptung immerhin Selbstzweifel durch den Fragesatz „Aber ist es auch sinnvoll?“

Und spätestens hier erwachte bei mir der Rückschau-Geist, denn nunmehr vor gut 17 Jahren bin ich nach 52 Jahren Berufstätigkeit (eigentlich 50 + 2 nach dem Ausscheiden) in das „Leben ohne….“ abgetaucht. Und seitdem plagen mich Zweifel, ob denn alles richtig war, sein Leben ohne arbeitsmäßige Gegenleistung finanziert zu bekommen. Na schön, die Aktiva-Vorleistung war ja da, und wer kann schon auf einen fünf Jahrzehnte andauernden full-time-Job zurückblicken? Obendrein habe ich meinen Arbeitgeber und mich selbst stets dadurch erfreut, dass in dieser Zeit lediglich 53 Ausfalltage infolge Krankheit (also 1,019 Tage pro Jahr) bei mir aufkamen. Aber was ist überhaupt Arbeit? Und siehe da, es gibt eine kurze, knappe Erklärung die folgendermaßen zitiert “Arbeit ist eine zielgerichtete, soziale, planmäßige und bewusste, körperliche und geistige Tätigkeit“ lautet. Das ist eindeutig und treffend. Was fehlt, ist allerdings ein durchaus wichtiger Begriff, nämlich, klipp und klar, die Bezahlung, Entlohnung, Gehalt, das Salär, Vergütung, Entgelt oder schlicht das Einkommen.

Wir kennen das alles, denn ohne diese Einkünfte wäre die Sicherung des Lebensunterhalts kaum möglich, es sei denn, es treffen einen Spenden, Erbsummen oder Lottogewinne, anderes Wort „lucky loser“. Nehmen wir nun einmal an, dass alles bestens für einen verlaufen ist, die Arbeits- und Gehaltssituation beschert ein gesichertes Auskommen und die aktive, geldvergütete Leistungszeit ist nun abgelaufen, was dann? Ein Leben ohne Arbeit? He, wie das? Das wäre nach meinem Dafürhalten wie ein Leben ohne Frühstück, ohne Sinnlichkeiten, keinerlei Tätigkeiten, Langweile, einfach nur blaue Luft. Ehrlich, geht doch gar nicht.
Aufhören zu arbeiten heißt doch einzig, nicht mehr allmorgendlich pünktlich „auf der Arbeit“ zu sein, um am Ende eines Monats oder wegen eines vollbrachten Werkes bezahlt zu werden. Kluge Leute wissen, dass man in guten Beschäftigungszeiten Vorsorge treffen muss, um in den weniger guten ein Auskommen zu haben. Kostet natürlich immer Geld. Die Spirale Arbeit ./. Geld ist so viel wie „Nichts kommt nicht von Nichts“ oder umgekehrt, abgesehen von denen, die zur Abteilung der Leute gehören, in der nur diejenigen mit hochstelligem Vermögen aufgenommen werden. Daher gleich die Frage, ob jemand auf Anhieb weiß, auf wieviel Stellen eine zweistellige Milliarde beziffert ist? Ich sag`s euch: Elf!! Ist wohl nichts für unsereins oder besteht etwa Aussicht, ob jemand aus unserem Umfeld in diese Region dorthin kommt?

Zur vorstehenden Absatzfrage sei aber gesagt, dass Uta und ich dies allerdings vorhaben. Äääh, ich meine, wir besuchen im September das Land, in dem der Mensch mit dem roten Basecap große und nicht gerade freundliche Reden schwingt und einwandfrei zu den Superreichen gehört. Wir fliegen ins Land der Vielfach-Milliardäre, obwohl wir mit denen rein gar nichts zu tun haben werden, sondern nur an den Nationalparks, San Francisco und Seattle interessiert sind. Umtausch-Kurs z.Z. 1 € = 1,17 $, damit können wir einigermaßen überleben.

Zurück zur Arbeit und dem eigentlichen Überschriftsteil: Auch als Rentier ist Arbeit in reichlichem Maße vorhanden. Wer geht Einkaufen, räumt die Bude auf, kocht für`s Überleben, repariert – soweit es geht - alles Mögliche, leistet Haus- und Gartenarbeit, kümmert sich gegen die möglicherweise bestehende Gefahr der Merkfähigkeit (Lesefreak!) und betreibt ganz nebenbei noch so allerlei unentgeltliche Geschäftigkeiten, die für andere außerhalb jeglicher Betrachtung liegen? Kurzum, Arbeit ohne Ende, Arbeit ohne Bezahlung, die auch glücklich machen kann, z. B. Ehrenamt.

Nur aufpassen, dass sie einen nicht kaputt macht.

Horst
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