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Wenn Sie nur ein Buch über das Laufen lesen könnten ...

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Wenn Sie nur ein Buch über das Laufen lesen könnten ...

Beitragvon Hübi » 14.10.2021, 14:09

Quelle: DIE ZEIT 42/2021 - Seite 38: WISSEN | SPORT

WISSEN · URS WILLMANN
Hier steht’s! Wenn Sie nur ein Buch über das Laufen lesen könnten ...

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Hier steht’s! Wenn Sie nur ein Buch über das Laufen lesen könnten ...

... dann lesen Sie Laufen von Bernd Heinrich. Denn manchmal schreiben Dilettanten die besten Bücher – vorausgesetzt, sie nehmen die Leserin und den Leser mit auf den Weg der Erkenntnis.

Bei Heinrich ist das der Fall. Als der US-Biologe sich 1981 auf seinen ersten 100-Kilometer-Lauf vorbereitete, da hatte er zwar zusammengerechnet schon viermal zu Fuß die Erde umrundet, wusste mangels Ratgeberbüchern aber immer noch nicht, wie er sich für eine solche Tortur rüsten sollte. Der Professor vertraute auf die Expertise derer, die er von seinen Forschungen kannte: tierische Ausdauerkünstler.

Von männlichen Laubfröschen ließ er sich dazu inspirieren, nicht immer gleich schnell zu laufen. Diese Amphibien vollbringen beim nächtelangen Balzen körperliche Höchstleistungen – sie lehrten Heinrich die Kunst des subtilen Tempowechsels. Zugvögel nahm er sich zum Vorbild für die Phase unmittelbar vor dem Rennen. Bevor diese sich zu Flügen über Tausende Kilometer aufmachen, verdoppeln sie ihr Gewicht. Entsprechend präparierte Heinrich seinen Körper mit Mengen von Pasta, »Carbo-Loading« sagt der Experte. Er nahm zwei Kilogramm zu, während des Laufs 3,5 ab und gewann die 100 Kilometer von Chicago in der damaligen Weltrekordzeit von 6:38:12 Stunden.

All dies beschreibt Heinrich in seinem 2001 erschienenen Buch Laufen – Geschichte einer Leidenschaft. Der englische Titel vermittelt eindringlicher, was drinsteht: Racing the Antelope – What Animals Can Teach Us About Running and Life. Wer das Buch in die Hand nimmt, erahnt kaum, wie reich er auf den kommenden 350 Seiten mit Wissen über die zum Teil sagenhaften Ausdauerleistungen von Insekten, Vögeln, Amphibien oder Säugetieren versorgt wird. Und darüber, wie der Homo sapiens im evolutionären Wettrüsten zwischen Raub- und Beutetieren zum größten Dauerläufer des Planeten wurde: Als »Ausdauerräuber« konnte er nun jede Beute hetzen, bis sie zusammenbrach.

Nicht der Drang nach Perfektion spricht aus dem Buch, sondern die Lust, die Heinrich seit seiner Jugend auf die Laufstrecke treibt. Und die Freude am Ausprobieren. »Manchmal mache ich die Augen zu«, verrät er. Wie Vögel und Delfine auf Reisen. Um den Energieverbrauch des Gehirns zu senken, hat er schon beim Laufen geschlafen – mit einem geöffneten Auge, wie die Enten. Dieser Trick, stellte er fest, bringt nicht so viel. Im Grunde gar nichts. Genauso empfehlen sich andere tierische Taktiken nur bedingt: Bienen würgen, wenn ihnen warm wird, den Mageninhalt aus, verteilen ihn über den Körper und lassen das Wasser verdunsten. Truthahngeier erzeugen einen solchen Kühleffekt, indem sie flüssigen Kot an den Beinen hinunterlaufen lassen.

Heinrich hat viele Rekorde aufgestellt (zum Beispiel: schnellster 60-jähriger Amerikaner über 50 Meilen). Dennoch hielt sein Ehrgeiz ihn nie davon ab, hanebüchene Experimente zu veranstalten. Die Frage eines Reporters nach einem knapp nicht gewonnenen Ultramarathon in Kanada, warum er sich nur von Sirup ernährt habe, beantwortete der massiv dehydrierte Sportler mit der bewusst lokalgeografischen Ausrichtung seines Experiments: »Was Ananas für Piña colada, ist der Ahornsirup für Kanada.«

Zahlreich sind die Geschichten vom Scheitern. Den Versuch, mit einem Liter Honig im Bauch zu glänzen, vereitelte sein Gedärm. Ein Preiselbeersaft-Experiment musste er abbrechen, weil er den Hinweis übersehen hatte, dass es sich um ein künstlich gesüßtes Produkt handelte. Es fehlten die Kalorien. Misslungen ist auch die Pioniertat, 100 Kilometer einzig mit dem Kohlenhydratspender Bier zu schaffen. Nach 18 Dreimeilenrunden und drei Sixpacks gab er auf. »Ich fühlte mich plötzlich sehr müde.« Aber am nächsten Tag schnürte er erneut seine Schuhe. URS WILLMANN
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