Re: Hotti
von Hotti » 16.04.2023, 20:06
Hausbackenes
Welch ein Segen, es gab Regen, das ganze Wochenende. Manche werden das kaum beachtet haben, wenn sie auf der Couch oder im Schlafsessel liegen. Das geht einfach an ihnen vorbei - das Schmuddelwetter. Aber wir, die Wochendläufer*innen, die wir an Sonnabenden und Sonntagen stets mit unseren Laufschuhen auf der Matte stehen, mal im Wettkampf, öfter ohne Lorbeer-Ambitionen im kleineren Pulk am Wannseer Löwen oder stärker von unserer Heimstätte Mommsen aus in den allseits beliebten Grunewald eintauchen, sind bei jedem Wetter unterwegs. Ich bin da keine Ausnahme, allerdings mit der Einschränkung “Berlin ade“ und „Leipziger Allerlei“.
Nur dieses (eine) Mal, weil keine Lust auf Holzbauarbeiten in Leipzig im Dauerregen, blieb ich daheim. Es gibt ja auch hier stets etwas zu tun. Zur Klarstellung, das sind alles keine Arbeiten, sprechen wir lieber von Notwendigkeiten, die gemacht werden müssen – macht ja sonst keiner. Also Regen oder nicht, Papierkram bleibt immer geduldig. Ran oder nicht? Sonnabend, der geliebte, leider seltener besuchte Flensburger Löwe wäre die bessere Option. Ohne Zweifel, aber wat mutt, dat mutt, der elend fordernde Schreibtisch behielt die Oberhand.
Nun aber heute. Immer noch der Guss von oben. Obwohl noch nicht alles von den unseligen Verpflichtungen abgearbeitet, stehle ich mich kurzerhand („Bin dann mal weg“) raus ins Freie und - jawohl, genieße den Regen – ganz allein. Ach, es ist so wohltuend. Diese Frische, keine Kälte, keine Wärme, wohltemperiert und ich laufe, was mir vor die Füße kommt. Kein gestecktes Ziel, einfach so, diesen Weg, ach nö, den nächsten und so weiter. Auch mit dem Tempo gibt es mit mir selbst keinerlei Verständigungsschwierigkeiten. Mein nicht mehr zu allem bereiter Körper sagt mir schon, was geht und was nicht. Aber dieses Mal und auch schon ein paar Mal vorher bin ich doch von meiner Physis sehr enttäuscht. Da sagt mir doch mein Körper (oh, wie schön, unterliegt nicht dem Gendern) nach 6 km, eh, du, mach mal langsam. Dabei war ich gar nicht schnell, nur platt, aber wovon?
Nun gestehe ich, nach tausend WENN und ABER war ich endlich nach Jahren beim Kardiologen. Alles gut, alles gut, wie immer, aaaaber der Blutdruck, Herr Matznick! Da kommen Sie nicht mehr so ohne Weiteres weg, die Pharma-Industrie braucht nach der ausgelaufenen Corona-Pandemie wieder Randgruppen, die für den überdimensionalen Gewinnstandard weiterhin sorgen. Also bin ich nun ein echter Sozialhelfer in Form der Ab- und Einnahme von Hypertonie-Verhinderern. Voraussetzung war, dass so ein kleines Zettelchen über die Apotheken-Theke gereicht und mein Obolus 48,17 € abkassiert wurde. Ganz verstohlen versuchte ich zu erspähen, ob sich die Apothekerin heimlich in die Hände rieb. Mein Spürsinn verließ mich. Naja, die Branche muss schließlich leben. Und ich nun mit diesen Pillen.
Eine morgens, eine abends, artig wie ich bin, seit dem 01. April - ein Schelm, der Böses dabei denkt. Jetzt nach knapp zweieinhalb Wochen habe ich bereits eine Erfolgsmeldung: Oha, 150/82, für den Anfang richtig gut und der obere Wert (systolisch) soll laut Prognose noch weiter fallen. Fände ich richtig toll, wenn da nicht eine einzige, ja, winzige Kleinigkeit wäre. Ich bin kurzatmig geworden und eben nach 6 km schnappe ich nach Luft, wie eine Kaulquappe, die ich aber nicht sein möchte. Also gehe ich (flott in 9:23/km). Nach einer Weile juckt der Laufimpuls. Geht 3 km gut, dann Wiederholung des Ablaufs usw.
Nach 12,2 km und erfrischendem Regen treffe ich zuhause ein, mache meine Dehnungsübungen und denke: alles toll bis auf den verdammten Bullshit, der mir verordnet wurde, und zwar nicht zum ersten Mal, weil diverse andere Mittel bei mir ebenfalls radikale Nebenwirkungen hatten, so dass ich sie absetzen musste.
Und jetzt erneut? Na, warte, mein lieber Kardio, ich komme.
Weh-Leider Horst