Re: Hotti
von Hotti » 02.03.2023, 23:58
Zwangsverschickung oder was?
Das Zetermordio (mittelalterlich für dringenden oder lauten Ruf nach Hilfe) von mir, vor 14 Tagen angekündigt, sagte, dass ich im Forum 3 Wochen nicht vertreten sein werde. Und was ist daraufhin passiert? Nichts, aber auch nicht die klitzekleinste Puseratze. Mein Hall verblich ungehört. Was sollte ich machen? Hatte ich doch noch zwei Wochen vor mir bis zum Reiseantritt und mindestens 6 Lauftage. So sammelten sich Informationen und Eindrücke, Erkenntnisse und vergangene Tage, die ich nicht einfach zu den Akten legen konnte, um sie - vielleicht - irgendwann aus den Gehirnwindungen hervorzukramen, wenn sie überhaupt noch von Interesse sind. Nachrichten oder Mitteilungen sind wichtig, zur richtigen Zeit. Denn, merke: Nichts ist so alt, wie eine Nachricht von gestern. Gleiches gilt für eine heute gekaufte Leberwurst. Was ist die morgen? Richtig, sie ist von gestern.
Nun ist zu verstehen, warum ich nicht mit einem Ereignis- und Meinungspaket warten konnte, ich musste es zwangsmäßig loswerden. Nein, nein, nicht, dass wir uns falsch verstehen, hier liegt weder manisches Leiden noch Stress vor. Es ist nur so, verlässt man das traute Heim, muss, jedenfalls bei mir, meistens alles ordentlich verlassen werden. Im Chaos flüchten, oh, Graus. Dagegen, später nach Hause kommen und alles ist pikobello, da brauchst` keine Nachtigall zum Trällern, das machst du selbst.
Was nun letztmalig heute? Ja, klar, ran an die Pflicht. Kleinmachnow/Brandenburg, praktisch vor der Haustür. Eigentlich hätten die An- und Einwohner samt und sonders längst nach Berlin eingemeindet werden müssen. Sie kleben ja förmlich am Bezirk Steglitz-Zehlendorf und okkupieren zu Berufszeiten an U- und S-Bahnstationen in Zdf. jeden Meter freie PARKFLÄCHE für ihre PM- (Potsdam-Mittelmark) bezifferten Karossen.
Wären sie doch nur freiwillig gekommen beim beabsichtigten und inzwischen längst vergessenen abgelehnten Länder-Vereinigungsvorschlag Berlin ./. Brandenburg. Die in Aussicht genommene U 3-Verlängerung würde dann nicht nur Krumme Lanke – Mexikoplatz, sondern darüber hinaus Kleinmachnow bedienen. Der Nebeneffekt: Freie Parkplätze, weniger Abgase. Schade, Chance verpasst.
Wir, Donnerstagsläufer*innen, nicht. Wir kamen und liefen. Straßen wie Hohe Kiefer oder Förster- Funke-Allee, Graue Weiden, Kleine Eichen und schließlich gleich zu Beginn der Düppelteich, einmal herum und dann 3 km geradeaus bis zur Machnower Schleuse. Gutes Pflaster. Allein schon dieses Motiv (wir bräuchten eine(n) kamerafeste(n) Begleiter*in), die Schleuse selbst, perfekt im Zustand, aber wenig Betrieb, nach Überquerung ein Museumsstück: eine alte Straßenbahn, die 96, ein abgestellter Kontrast, der Erinnerungen weckt. Nun im Lauf um den Machnower See herum auf die Anhöhe Seeberg mit der Hakeburg. Aber ach, wo war der Bau, dieses burgenhafte Überbleibsel-Herrenhaus (1906) mit schönem Blick auf das Naturschutzgebiet Bäketal, das wir durchlaufen hatten? Versteckt im Wald, bis zur Unkenntlichkeit in Gerüste und Netze eingepackt und wie ich recherchierte, 2020 von Investoren gekauft. Was machen die? Geldverdienen. Eigentumswohnungen de Luxe, wahrscheinlich dicken Zaun drum herum und mit fetten SUV`s auf dem eigens zugewiesenen Terrain davor; für die Öffentlichkeit ausgeschlossen. So ist Kommerz. Aus mit der schönen Aussicht von der ehemaligen Lokal-Sonnenseite.
Wir zogen einen großen Bogen im Waldgelände vor der Freien Waldorfschule und sahen viele alte und jetzt in neuem Glanze stehende Siedlungshäuser. Auch ist die Baudichte soweit gestiegen, dass so gut kein Grundstückserwerb noch möglich ist. Ausverkauft und teuer, Zehlendorf gleich. Nach ein paar Irrwegen, weil plötzlich ein Zaun jegliches Weiterlaufen versperrte, der uns Vieren unverhofft und unbeabsichtigt den Weg durch das vermeintliche „Zentrum“ wies. Nur noch schlaffe 2,5 km bis zum Ausgangsort am Adam-Kuckhoff-Platz. Geschafft, getan, wir müssen uns nicht rechtfertigen für 12 km.
Und wie war das mit der Zwangsverschickung? Kurz: Uta hat eine Woche Urlaub, wie stets darf ich sie begleiten. Das ist insofern etwas Besonderes, weil wir zufällig (ääh, kann das sein?) immer haargenau die gleichen Vorlieben zur gleichen Zeit haben: Reisen, Wandern, Radfahren, Reiten, Skifahren, Gärtnern, Literatur, Kunst und Kultur aller Coleur und, und was bleibt mir als Haus-, Hof-, Garten- und Handwerks-, Hilfskochgeselle? Zwanghaft gehe ich der Einkaufsbesorgung nach. Immer dieses Elend danach in der Küche. Spätesten dann habe ich begriffen, dass mich nur eine einzige Kulturtechnik gerettet hat, dem wirklichen Ungemach des Verhungerns zu entgehen, wenn ich nicht weiß, was auf den Abendessentisch kommen soll. Unzwanghaft hatte ich bereits als noch 5jähriger die Buchstabengewalt einigermaßen begriffen, die gemeinhin als Lesen bezeichnet wird. Welch ein Wunder, in all den Jahrzehnten gab es keinen Zwang es zu verlernen. Davon zehre ich noch heute. Wichtig: Kochbücher können Leben retten und - Achtung - Lesen gefährdet die Dummheit!!
Bleibt die Schlussfrage: „Wie konnte das nur alles gutgehen über all die Jahrzehnte?“ Ich weiß das schon, und da mich niemand zwingt, selbst wenn, verrate ich nichts. Damit müsst Ihr leben.
Auf Wiederlesen in 12 Tagen
Horst