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Hotti

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Re: Hotti

Beitragvon Hotti » 27.12.2023, 21:45

Wenn Weihnachten vorbei ist

Wie mit allen alljährlich einmal stattfindenden Festen fand auch das diesjährige Weihnachten sein unvermeidliches Ende, dabei hatte es noch gar nicht richtig angefangen. Wenn man an früher denkt, dann gab es den ersten Advent schon oft Ende November und der vierte und letzte Advent datierte so um den 18/19. Dezember. So hatte die selige Vorweihnachtszeit gute 4 – 4 ½ Wochen, ehe die eigentlichen drei wichtigen Tage anbrachen. Nicht so in diesem Jahr, schlimmer als mit dieser Verkürzung ging es wahrlich nicht, weil der ungünstigste Zusammenschluss von Advent, was ja bekanntlich für „Ankunft“ und Vorbereitung steht, mit dem tatsächlichen Geburtsdatum von Jesus Christus auf einen einzigen Tag zusammenfiel. Und wer waren die Leidtragenden? Alle, sowohl die jeweiligen Taschengeldverwalter (TGV), also du und ich, sicher genauso wie die auf Umsatz bedachten Händler und vor allem die unzähligen Anbieter von Glühwein, Rumpott oder Punsch samt der stärkenden Nebenbei-Fressalien.

Einerseits konnten die TGVinnen gar nicht so schnell hinsehen, wie die Moneten aus den Portemonnaies verschwanden, andererseits jammerten Geschäftsleute in Anbetracht der verkürzten Vorweihnachtszeit über ungenügende Einnahmen. Ja, mein Gott, wem kann es denn recht gemacht werden? Er wird mir wahrscheinlich auch keine Antwort geben können.

Lassen wir den Kommerz einfach mal beiseite und besinnen uns der wirklich abgelaufenen Szenerien, die in jedem Jahr unvermeidlich und meist sogar gewünscht sind. Um von der eigenen Person auszugehen, kann ich von mir nicht behaupten, dass ich ein Weihnachtsfeier-Onkel/Opa oder sonst in der Richtung wäre. Offensichtlich tragen aber doch die übernommenen Gene dazu bei, sich immer wieder den Traditionen zu unterwerfen, das vielleicht wichtigste und zugleich besinnlichste Fest des Jahres in unserer Glaubenswelt hinzugeben. Also ehrlich, Weihnachten ohne Adventsgesteck, Weihnachtsbaum oder Tannenschmuck, Geschenkekauf oder Basteleien ist nicht nur eigentlich, sondern unbedingt undenkbar, ja, sogar der besonders schöne Kirch-Gottesdienst ist ein dringendes Bedürfnis. Ohne all das – ach, was habe ich vergessen? Na klar, Essen und Trinken! – geht die Welt nicht unter, wissen wir.

Wenn jedoch die Kerzen am Baum brennen, festliche Musik erklingt oder das eine oder andere Lied mit angestimmt wird, dann tritt etwas ein, was schlicht als Ergriffenheit bezeichnet werden kann. Man geht in sich, weiß, dass Vollkommenes nur selten zu erreichen ist, aber vor allem tritt ein wenig Demut ein, die ewige Zweifler wahrscheinlich nicht aufbringen wollen. Gewiss, es gibt unendliche Gründe, alldem zu entsagen. Wer sich allerdings stets ins Mauseloch zurückzieht und für Gefühlsmäßiges generell nicht empfänglich ist, dem bleibt der Sinn des Lebens verborgen. Ich bin weit davon entfernt, mich als Moralapostel aufzuspielen, denn, wer macht schon keine Fehler?

Machen wir von jetzt an keine Fehler mehr? Werden wir künftig nicht mehr Weihnachten feiern, weil das Leben auf Erden nur noch mit ungünstiger Prognose zu betrachten ist? Beide Fragen mit JA zu beantworten, heißt, sich abkehren von normaler Menschlichkeit, um rigide alles zu verwerfen, was auch nur den Anschein von Unzulänglichkeit in sich trägt. Wer so weit geht, muss sich mit ständigen Konfrontationen beschäftigen und ewig und immer mit deren Bewältigung kämpfen. Es ist so viel einfacher eine Portion Toleranz mit sich herumzutragen und davon hin und wieder etwas unters Volk zu streuen.

Und wenn Weihnachten mit allem FÜR und WIDER nun (leider) vorbei ist, kann es freudigen Herzens - erneut und etwas länger - in 2024 ganz dick im Kalender angestrichen sein. Dies nur als bescheidene Bitte.

Horst
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Re: Hotti

Beitragvon Hotti » 03.01.2024, 21:21

XXX
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Re: Hotti

Beitragvon Hotti » 03.01.2024, 21:34

Ein Mann, vier Frauen und ein Regenschirm

Unerschöpfliche Themen suchen, fällt keinem Rezensenten schwer, wenn er zu den Langschläfern gehört. Anders bei spontanen, vielleicht spannenden, auf jeden Fall interessierenden Ereignissen bewegen sich fast alle, zumindest die, die lesen können. Ich weiß, nichts ist so beharrlich, wie das geschriebene Wort, das ja immer einen gewissen Nachhall dadurch findet, dass, wenn es nicht sogleich im Papierkorb verschwindet, es immer mal wieder hervorgekramt werden kann und Anstoß dafür sein kann, sich selbst als Kritiker ohne Langschlafambitionen zu sehen (gilt natürlich auch im Sinne des Genderns). Also, so gemach, braucht es bei mir leider immer eine gewisse Zeit, bis die Reife einer Überlegung soweit gediehen ist, dass etwas mitteilenswert sein könnte, meist jedoch eher die Spontaneität dahintersteht. Ob das immer gut ist und die Überlegungen besser unterblieben wären, kommt dem ehemaligen Sommer- oder Winterschlussverkauf recht nahe: alles muss raus (hier: aus den Gedanken).

Und nun ergibt sich die Frage an Nicht-Langschläfer*innen, sich den folgenden Worten zu widmen oder geruhsam in die Mittags-, Nachmittags- oder gar schon Frühabendschläfrigkeit zu entgleiten.

Es begab sich zu der Zeit, als der Januar 2024 gerade mal den zweiten Tag in der neuneinhalbten Stunde anzeigte. Man begrüßte sich mit guten Neujahrswünschen an einem Kult-Ort namens Mommsenstadion. Die versammelte Gesellschaft war untereinander bekannt und Ziel war es, wie an fast allen Wochendienstagen, sich läuferisch zu bewegen. Nicht mehr als Gesamtgruppe, vielmehr in der Individualsplittung je nach eigenem Gusto. Im Laufe von Jahren hat sich aus der ehemals leichtathletisch wettkampforientierten Gemeinschaft eine reine Fun-Laufbewegung ergeben. Gewiss, zielstrebig gibt es immer noch Teilnahmen Vereinzelter an Veranstaltungen, die wertungsorientiert sind, aber das „Salz der Suppe“ bedeuten sie längst nicht mehr.

Was will der langschläfrige Verfasser damit sagen? Er beschreibt dies mit dem allmorgendlichen Blick in den Spiegel. Es ist nicht das Grauen, das ihn erblickt (das ist längst vorüber), besser die Erkenntnis, erneut einen Jahresring dazubekommen zu haben. Und es geht nicht nur ihm so, sondern einer Vielzahl der am Kult-Ort Versammelten. Und gerade weil das alle wissen, dass sie demografisch den Transformationsprozess schon durchschritten haben (indem die Alten immer mehr werden; jede 5. Person in Deutschland ist älter als 66 Jahre), bemühen sie sich, der Gesellschaft nicht zur Last zu fallen. Sie tun es mit Freude und gewissem Stolz: Raus in die Natur: Rennen, Laufen, Gehen, Wandern. So gesehen sind inzwischen alle Teilnehmer mehr darauf aus, ihre Gesundheit zu pflegen, als ausgerechnet den einen oder anderen Pokal dem alsbaldigen Vergessen preiszugeben.

Nun endlich zu den 1 + 4 + 1: Zugetragen hat sich das am besagten ersten Dienstag des NEUEN JAHRES. Alles Gute - in jedem Fall! Es goss in Strömen. Nicht so schlimm, wie in Anhalt und Niedersachsen mit Fluss-Hochwasser, sondern Grunewald-like saftig, glitschig, aber begehbar. Die Addition wie vor, verhieß zumindest Gutes, weil Tempo hier keine Rolle spielt - das schafft jede( r ). Aber einer, der trug einen Rucksack, in dem sich ein wasserabweisendes Gerät befand – ha, ein faltbares dazu. Neulich nannte ich das Knirps, und so einer war`s dann auch, den ich allerspätestens nach km 3, wo sich die Jacken-Ärmel kurz vor dem Durchweichen befanden, einfach aufspannte, ohne den flotten Gehschritt (9:23) auch nur einen Wimpernschlag zu mindern, weil die Damen dank Regen-Cape-Sicherung den ja vorgaben.

Eigentlich ist das heiterkeitserzeugend. Da trimmt sich ein Oldtimer mittels einer sportlich völlig ungeeigneten Sache über Wege und Straßen, anstatt sich mannsstark regenverachtend dem Nass von oben zu stellen. Naja, Helden voran, war ja mal früher, heute ist die Kostenersparnis für die Krankenkasse mit im Bedacht. So ändern sich nicht die Zeiten, aber die Ansichten. Und egal, wie man darüber denkt, es macht keinen Unterschied zwischen Leistungen von früher und denen von heute. Hauptsache ist, Freude an der Ausübung körperlicher Beweglichkeit und der Gemeinsamkeit mit Gleichgesinnten zu haben. In diesem Sinne: Vor 2024 ist uns nicht bange.

Horst
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Re: Hotti

Beitragvon Hotti » 10.01.2024, 00:17

Hinterm Ofen sitzen oder lieber die Asche zum Mülleimer bringen?

Es gibt da einen klugen Mann namens Dr. Jürgen Gießing, seines Zeichens Professor und Sportwissenschaftler an der Universität Koblenz-Landau, der sich mit dem Forschungsschwerpunkt „Gesundheitsorientiertes Muskeltraining“ beschäftigt. Es ist schon eine ganze Weile her, seit er der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung am 02. Oktober 2022 dazu ein umfangreiches Interview mit der vielsagenden Aussage „Lasst die Muskeln brennen!“ gab. Das Gespräch führte die Journalistin Stefanie Sippel mit kurzen, prägnanten Fragen, die verrieten, dass sie nicht unbedarft auf den Wissenschaftler traf.

Nun hat das Interview gut zwei große Zeitungsseiten Umfang. Die hier nun in voller Breite einzustellen würde den Rahmen des Forums sprengen, darum Passagen nachstehend moderat mit dem Schwerpunkt, was für Läufer*innen durchaus bemerkenswert ist.

Muskelaufbau erfordert Muskeltraining. Die häufige Fehleinschätzung: „Meine Beine muss ich nicht trainieren, ich gehe ja joggen. Muskelrückgang ist deshalb kein Thema.“Das stimmt nicht?“ Nein. Ab einem gewissen Alter verliert der Mensch Muskelmasse, wenn er nicht gezielt trainiert. Das kann mit aeroben Sportarten wie Laufen nur bedingt ausgeglichen werden, denn die Intensitäten sind beim Laufen so gering, das die Muskeln (mit Ausnahme der Beinmuskeln) dabei keinen Aufbauanreiz bekommen.

„Also weg vom Ausdauertraining?" Auf keinen Fall. Es ist sehr gut für das Herz-Kreislauf-System und für die Blutversorgung. Muskel- und Ausdauertraining ergänzen sich perfekt, nur muss es anders gestaltet werden. Der ganze Körper kann nicht mit nur einer Bewegung in Schwung gehalten werden. Wir haben über 600 Muskeln, die eigentlich gezielt angesprochen werden müssten. Geht aber nicht. Ein halbes Dutzend bringt ein Zusammenwirken verschiedener Muskeln zusammen. Klassische Übungen: Brustpressen, Bankdrücken, ziehende Bewegungen, Klimmzüge, Beinpressen, Armbeuger und -strecker, dazu Schulterbewegungen und etwas für die Bauch- und Rückenmuskulatur. Dann sind die wesentlichen Muskeln angesprochen. Es reicht zweimal die Woche, aber regelmäßig.

Wichtig ist auch ein gewisser Ermüdungs- und Erschöpfungszustand. Der Körper merkt dann, dass er sich dem Reiz anpassen muss, er baut gewissermaßen Muskelsubstanz auf. Noch eines: Übungen betont langsam ausführen, niemals bis zum Muskelversagen ausführen. Schmerzgrenzen beachten und Erholungspausen nicht vergessen. Man kann das alles alleine auf die Reihe bringen, obwohl eine fachkundige Anleitung, Beobachtung und Beratung sinnvoll erscheint.

Es spielt keine Rolle in welchem Alter man in ein Muskeltrainingsprogramm einsteigt. Ältere werden bemerkt haben, dass Muskelmasse und Spannkraft nachlassen. Durch Training (nicht nur Laufen) kann einiges wiederaufgebaut werden. „Muskeln sind in höchstem Maße stoffwechselaktiv. Sie nehmen Stoffe aus dem Blut auf und geben welche ins Blut ab. Bei Muskelkontraktionen werden sogenannte Myokine ausgeschüttet. Das sind Stoffe, die nur im Muskel produziert werden und die sehr gesundheitsförderlich sind. Man spürt, dass das Training einem guttut (Endorphine).“

Die Myokine selbst verspürt man nicht, „aber sie sorgen dafür, dass wir uns wohler fühlen. Außerdem reduzieren sie das Krebsrisiko. Sie werden über den Blutstrom verteilt und wirken im ganzen Körper.“ Demnach ist intensives Training automatisch stärkend für unser Immunsystem, weil es eine Vielzahl von Viren und Bakterien abwehrt. Regelmäßiges Krafttraining ist gerade für die Älteren unter uns empfehlenswert. Osteoporose-Risiken werden beträchtlich gemindert, indem die Knochendichte verbessert wird, obwohl sie sich bekanntlich mit zunehmendem Alter vermindert.

Wer macht so etwas, wie empfohlen? Antwort: Meist Leute, die von sich aus noch daran interessiert sind, weiterhin körperlich aktiv zu sein, um somit die alltäglichen Abläufe in den allermeisten Fällen selbstständig zu steuern. Und wer gibt nicht zu, dass dies klar zur Lebensfreude beiträgt?

Horst (Mülleimerträger)

P.S. Die Berichterstattung ist etwa sinngemäß von mir interpretiert. Rein wörtliche Passagen habe ich in Gänsefüßchen gesetzt und sind von den Interviewpartnern übernommen.
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Re: Hotti

Beitragvon Hotti » 17.01.2024, 17:12

Schneeräumer unterwegs

Wir, die wir hinterm Ofen sitzen, nur gelegentlich das Haus verlassen, klar doch, der Kühl- und Speiseschrank bedarf der ständigen Ergänzung und das tägliche Brot wird uns auch nicht in den Briefkasten gesteckt. Will sagen, den allermeisten unter uns geht es angemessen, um nicht nur zu sagen, gut in der warmen Stube. Und deshalb können wir es uns immer wieder leisten, mehrfach in der Woche etwas tun, was, so meinen wir, der Gesundheit zuträglich ist und uns nicht überfordert. Nun rede ich geradewohl im Plural (wir), ohne eine Abfrage dazu getan zu haben. Also ist es mehr ein Gespür als absolute Gewissheit, sich darüber zu äußern, wie jedefrau und jedermann sich tatsächlich fühlen, wenn sie an einem oder gar mehreren Tagen der Woche auf der läuferischen Piste stehen.

Da ich vor kurzem ein 2022 in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung erschienenes Interview über das „Muskelbrennen“ ausgegraben und zur allgemeinen Bekanntgabe interpretiert hatte, gab es etliche zustimmende Anrufe, die belegten, dass Laufen immer schon und auch weiterhin eine wichtige Sache sei, aber allein nicht ausreichend ist, wenn es „ganzkörperlich“ betrachtet wird. Insofern scheint es ab und an gut, auch andere Betrachtungen sich zu eigen zu machen und, tatsächlich, zu publizieren.

Zurück zum Alltag. Heute ein Tag, der jahreszeitlich endlich einmal das hielt, was ein ordentlicher Winter von je her verspricht: Weiße Winterwelt. Und wie ist es in Berlin, wenn 3 cm Pulver vom Himmel fallen? Schnee-Chaos. Schon um 5 Uhr in der Nacht-Frühe rauschte ein lärmendes Schneeräum-Kommando mit drehend-quietschender Fege-Rolle am Haus vorbei, nicht ohne hinterrücks Split-Steinchen auf dem Gehweg zu verteilen. Das sind die ekeligen kleinen Dinger, die sich unbemerkt in die Schuhsohlen krallen und attentatsmäßig Parkett oder andere Bodenbeläge traktieren, so man die Treter nicht vor den Gemächern abstreift.

Soweit war es um 8°°Uhr noch nicht. In aller Ruhe packte ich meine Sporttasche, denn es ist ja Dienstag. Seit Jahrzehnten steht der rot angestrichen im Kalender. Dieser Dienstag war allerdings ein ganz anderer, eben, weil es schneite. Und damit begann statt Frohsinn, die gesamte Malaise. Zuerst waren es zwei Schneeräumer, die die Straße versperrten, dann der darauffolgende und unvermeid-bare Stau auf der Koenigsallee und schlussendlich beim Eintreffen am Mommsen zeigte sich ein leerer Kofferraum, in dem eigentlich eine sportsachengefüllte Tasche liegen sollte. Das Zusammenspiel zwischen Schnee, Stau und Vergesslichkeit hätte ich mir nicht träumen lassen. War ja auch so, aus der Traum im traumhaften Neuschnee mit Waldesrauschen.

Die, die unterwegs waren, konnten bestimmt ein Loblied auf die verzauberte Landschaft anstimmen, denn Eisglätte war auf Waldwegen im Gegensatz zum Straßenland nicht vorhanden. Und so erlebte ich bei der Rückfahrt zum vergessenen Turnbeutel erneut die charmanten Schneeräumer, jetzt allerdings mehr als Tausalzverteiler. Wenigstens hatte ich Glück, nicht gleich unmittelbar hinter dem Streuer zu fahren, denn den Pökelstreu abzubekommen, kann bei längerer Verweildauer hinter dem Schleuderer üble Lackschäden verursachen. Mich wurmte allerdings nur die Schrittgeschwindigkeit, mit der es vorwärts ging, die natürlich in aller Kürze erneut für eine Massenansammlung der beweglichen Blechhaufen sorgte.

An diesem Vormittag Laufen ade. Wer weiß, wozu es gut war? Dennoch, ich hätte es gerne gehabt und lieber darüber berichtet. So spielt das Leben, auch wenn`s nicht so g`köhrt, sagen manche südöstlich unterhalb von der Mainlinie.

Horst
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Re: Hotti

Beitragvon Hotti » 21.01.2024, 18:40

Das läuferische Jubeljahr 2024

Je älter die Welt wird und stetig neue Jahresringe zulegt, umso mehr gibt es Anlässe, sich vergangener Ereignisse zu erinnern. Selbst wenn wir nur in unserem eigenen begrenzten Daseinsbuch nachschlagen, so ist nicht nur vor der uns eigenen Zeitrechnung einiges passiert, sondern geradewegs auch in den letzten 100 und mehr Jahren. Geschichte eben. So gesehen, hat es sich Horst Milde, Berliner und weltweites Urgestein der Marathon-Szenerie, nicht nehmen lassen, auf die Chronik des Berliner Langlauf-Geschehens, im Besonderen auf die Marathon-Veranstaltungen vergangener Jahre/Jahrzehnte hinzuweisen. So geschehen beim 12. Berliner Läufer*innen-Treffen am 17. Januar 2024, das im „Schlot“ (ein von John Kunkeler - ehemaliger Marathoni und bis heute immer noch Streckenvermesser – betriebenes Untergrund-Jazzlokal in Berlin-Mitte) stattfand. Es war wie immer von einem stark interessierten Publikum gut besucht. Über die einzelnen, hochinteressanten Vorträge zu berichten, hieße, ein mehrseitiges Statement abzugeben. Das überlasse ich gerne anderen, die das besser können.

Lieber verweise ich auf das ausgelegte Info-Blatt mit den Jubiläumsdaten für 2024/2025 auf der Vor- und mit dem Hinweis zur „Neuerscheinung zum 50. Berlin Marathon 2024“ auf der Rückseite. Jetzt wissen wir endlich, dass sich in Berlin still, verborgen und kaum beachtet seit fast 125 Jahren eine gewisse Lauf-Manie entwickelt hat. Und dass 1924 in unserer Stadt der 14. Deutsche Marathon als erster Stadtmarathon der Welt stattgefunden hat, ist bislang nicht allgemein bekannt gewesen. Insofern ist es wohl durchaus löblich, auf ein gerade erschienenes Buch mit dem Titel „Immer wieder Marathon!“ mit sporthistorischen Blättern und der Unterzeile „Horst Milde und die Geschichte des 50-jährigen Berlin Marathon“ hinzuweisen (leider fehlt da wohl ein s - es sei verziehen). Das beigefügte Blatt gibt alles her.




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Kleiner stolzer Nachtrag: Am 1. Berliner Crosslauf für jedermann am 8. November 1964 mit Start und Ziel am Teufelsberg habe ich teilgenommen. Da habe ich nur einen Zettel im Ziel erhalten, der leider, wie ein Kassenbon, nicht aufbewahrt wurde. Aber die FU-Nadel von 1965 gibt es noch, wie ebenso die folgenden mit dem zusätzlichen C bis 1968 habe ich noch heute. Ab 1969 gabs nur C-Nadeln und von 1982 – 1985 konnte ich in meine Stecknadel-Sammlung mit dem SCC Berlin-Logo und dem Wildschwein drauf vergrößern, die gegen die Masse der Medallien (ca. 150) heute kaum noch Beachtung finden. Egal, eines steht fest: All die erworbenen Blechdinger oder Pokale erleiden irgendwann ein wenig schmeichelhaftes Ende; sie landen umweltbewusst im Mülleimer unter Beachtung der jeweiligen Trennvorgaben. Ansonsten kenne ich, wie andere auch, niemand, die die ehemals „wertvollen“ sportlichen Reliquien (Überbleibsel) - also nichts da, von wegen Verehrung oder Verwahrung irdischen Rests persönlichen Besitzes – weiterhin archivieren. Persönlich sind die Dinger Erinnerung, für Außenstehende Schrott. Ja, alles hat seine Zeit. Noch dauert sie an.

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Re: Hotti

Beitragvon Hotti » 21.01.2024, 19:18

Wie ich gerade sehe, sind die eingefügten Blätter, die im DIN A 4-Format angelegt sind, hier verkleinert wiedergegeben. Das liegt wahrscheinlich an der vorgegebenen Einfügungsgröße. Aber das ist nur mit Mühe lesbar. Ich bräuchte deshalb Hilfe bei der Platzierung des Info-Blattes in Vor- und Rückseite, damit bestehende Wissenslücken, die das Blatt beseitigen kann, ausgebügelt werden können.
Danke für die Hilfe.

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Re: Hotti

Beitragvon Hotti » 22.01.2024, 16:13

Bessere Lesbarkeit des Info-Blattes Vor- und Rückseite

Habe mit Hübi gesprochen. Es geht leider nicht anders, als in dieser nur mit Lupe lesbaren hiesigen Abbildung. Wer aber Interesse an der Original-Fassung hat, einfach bei mir per Mail an folgende Adresse abfordern: Horst.Matznick@t-online.de Das gescannte Blatt kommt dann als PDF-Anlage zur Antwort-Mail zu Euch.

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Re: Hotti

Beitragvon Hotti » 25.01.2024, 14:01

Streiks, Blockaden?

Was ist nur los in unserer Demokratie? Es rumort an allen Kanten und augenblicklich ganz besonders. Kürzlich erlebt, als ganze Traktoren-Scharen das Brandenburger Tor, unsere Heiligstätte der Wiedervereinigung, verbarrikadiert und dazu etliche Autobahnen lahmgelegt haben. Obendrein zogen die Butterpreise wieder kräftig an. So ungerecht fand ich das nicht (bis auf die Butter), denn Landarbeit ist ein harter Job und für den einfachen Kuli im Betrieb fließt das monatliche Salär nur spärlich.

Nun fragt sich der kleine Bürger und nichtstreikende Verbraucher, ob er für eine so drastisch angezeigte Notlage tatsächlich Sympathie haben kann. Freundlich gesagt, er muss wohl, denn ohne etwas zum Beißen zu haben, können nur noch Schmalhans‘-Küchenmeister-Lösungen helfen. Normalverpflegte nagen schnell am Rand des Hungertuchs, denn der Mensch lebt bekanntlich nicht vom Brot allein. Das alles gilt es zu berücksichtigen, damit es keine Endlosschleife in der Protestbewegung gibt. Die Bauern - ein Teil.

Jetzt die Bahner. Gilt ihnen unsere Sympathie? Schwierige Frage für alle, die zwangsweise alltäglich von A nach B oder gar nach C reisen müssen und auf den ÖVP angewiesen sind. Nicht rollende Räder lösen einen derartigen Stau aus, dass eigentlich gar nichts mehr funktioniert. Nun fordern die Lokführer 12 Prozent mehr Lohn, um ihren Streik abzubrechen. Nur mal kurz gerechnet: Das ist mehr als das Doppelte der momentanen Inflationsrate. Aua sag` ich da, wenn ich an früher denke. Früher war alles anders. Und heute ist mehr als alles anders, nämlich viel mehr, um nicht zu sagen, zu viel mehr, bedenkt man die sich immer weiterdrehende Lohn-Preisspirale. Einhundert Jahre zurück und wir wissen, was passierte: 1 Brot > 1 Mio. R-Mark und die weiteren Folgen.

Ich könnte unendlich weiter ausholen, um vielleicht das eine oder andere Bewusstsein wachzurütteln, aber Agitation an dieser Stelle ist nicht meine Sache.

Zu uns: Die vorstehenden Bedenken lösen jedoch auch kritische Betrachtungen aus, wenn es in unserem Metier um die gerade beginnende Wettkampf-Situation geht. Kleine Läufe lasse ich bewusst aus, die können sicherlich ohne Weiteres trotz gestiegener Preise gebucht werden. Wer aber Marathon zum Ziel hat, muss entweder tief in die Tasche fassen oder an sein Festgeldkonto ran, denn das gebunkerte Taschengeld ist ja längst dem Überziehungskredit zugeordnet, um horrende Zinsen zu vermeiden. Und nun, 205 € (in Worten: zweihundertfünf Euro) sollen/müssen alle Pflastertreter*innen hinblättern, wenn sie diesjährig in Berlin beim 50. Berlin-Marathon dabei sein wollen, vorausgesetzt, dass sie überhaupt einen Startplatz erhalten. Die Börse ist längst eröffnet.

Streik oder Blockade? Wo denkt Ihr hin? Hier wird doch keine Kuh gemolken, schon gar nicht geschlachtet! 50.000 (!), vielleicht sogar mehr, werden den Tiergarten vor dem Start regelrecht platttreten und später dann den innerstädtischen Verkehr lahmlegen. „Ha, gut für Berlin“, sagt der kleine Max. Die weltweit großen Städte des Marathons sind beim Abkassieren ohnehin einsame Spitze: N.Y.-City 595 €, Chicago 500 €, Boston 274 € (besondere Qualifikation nötig). London 171 € (146 Pfund) und Tokio 187 € (160 US-$) sind noch im Bereich des Greifbaren, was aber ebenso nicht ausschließen will, dass sowohl Berlin als auch die beiden Städte alsbald ihr Geldtäschchen noch weiter öffnen.

Marathon in Posemuckel? Warum nicht? Die wirklich schönsten Läufe sind sowieso Landschaftsläufe ohne jede Hektik und ohne allzu großes Brimbamborium.

Ein kleiner ausgedachter Witz hinterher: Warum hat Dresden 50.00 Einwohner weniger als Leipzig? Ganz einfach, 50.000 Dresdener laufen zum Zeitpunkt der Volkszählung den Marathon in Berlin.

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Re: Hotti

Beitragvon Hotti » 05.02.2024, 15:27

Im September 2022 war`s

In der Nacht vom 3. auf den 4. August böllerte es in Abständen von Minuten und riss die Bewohner in meinem Wohnbereich im Südwesten Berlins aus dem Schlaf. Es war wie bei einem Bombenangriff und längst verdrängte Erinnerungen an selbst erlebte Bombardements auf Berlin kamen wieder hoch, denn ich war als Kind samt Familie Ende 1944 im Luftschutzkeller eingeschlossen, als die Wohnzeile über uns zusammenbrach, weil Geschosse unmittelbar daneben explodierten. Die jetzigen Detonationen kamen vom ungefähr 3 km Luftlinie entfernten Sprengplatz im Grunewald, so mutmaßten wir. In unserer gegenüberliegenden Waldsiedlung gingen die Lichter an.

Was geschah, ahnte niemand, doch früh am Morgen machten die Nachrichten aus Radio und Fernsehen sofort die Runde. Zeitungen konnten nicht aktuell sein, denn die waren für den Tag schon gedruckt. Ein selbst entzündeter Brand - demnach kein Fremdverschulden – verursachte Explosionen, die eine flächengreifende Ausweitung des Feuers zur Folge hatten. Im Nu waren Feuerwehr und Polizei im Einsatz und sprachen von einem Großbrand, der sie tagelang beschäftigen würde. Dem war so.

Nicht nur das Gelände im Jagen 65 unweit des Kronprinzessinnenwegs stand in Flammen, viel schlimmer, „unser Grunewald“ bekam die Macht des Feuers zu spüren. Aber das sahen Neugierige schon nicht mehr, weil das gesamte Areal und weit darüber hinaus das Waldgelände mit meterhohem Bauzaun abgesperrt war. Wegen des immer noch auftretenden Fundgutes von Munition und Lagerung bzw. Beseitigung von beschlagnahmter Pyrotechnik, war nur an eine sehr vorsichtige Eindämmung des Brandes zu denken.

Uff, eine nüchterne Feststellung im Nachhinein. Dazu die verständliche und doch beeinträchtigende Tatsache, dass der Grunewald in großen Teilbereichen Off limits war, und zwar für lange Zeit. Der blitzschnell
erstellte Zaun zeigte das deutlich. Also war auch das sportlich oder ausflugsmäßig orientierte Volk verschiedener Disziplinen in diesem Wegebereich ausgesperrt. Insbesondere hatten Läuferinnen und Läufer eine beliebte Laufroute weniger. Dieser Verzicht dauerte gut 15 Monate, lang, aber doch berechtigt, denn das Gelände befand sich kurz vor einem nahenden Inferno und nur dem beherzten Eingreifen von Feuerwehr und Polizei ist es zu verdanken, dass der von uns geliebte Wald nur begrenzt geschädigt wurde und nicht noch länger gesperrt blieb.

Als ich sonntags Krumme Lanke hoch in diese Richtung lief, war in Gedanken die weitläufige Umrundung der Absperrung im Kopf. Aber, oh, Wunder, wie ein Sesam-öffne-dich war jegliche Um- und Einzäunung bereits verschwunden, die Wege waren frei, nur rechts und links liegen jetzt noch gefällte Bäume und Astüberbleibsel mit sichtbaren Brandmalen. Vielleicht bleiben sie liegen, nur, als Mahnung brauchen wir sie nicht. Es gab kein Verschulden. Es gibt einigen Lücken zum Aufforsten, der Wald ist an dieser Stelle durchsichtiger geworden.
Mir ist ein Video in Hände gekommen, aus dem ich das beigefügte Foto abgekupfert habe, und es könnte einem gruselig werden, wenn ein solcher Brand (ähnlich Jüterbog letzten Sommer, wie auch andere infolge Trockenheit) sich hier in voller Breite entfalten würde. Lassen wir es beim „Besser nicht“!

Horst


Lichterloh: Foto kommt etwas später
Zuletzt geändert von Hotti am 05.02.2024, 15:48, insgesamt 1-mal geändert.
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