Hier noch der Bericht von Dirk. Vielen Dank dafür!
von Hübi » 18.05.2025, 19:25
Meine Reise nach Riga beginnt auf der Marathonmesse in Berlin 2024; dort war ein Stand mit einer folkloristisch anmutenden Frau, die für den Marathon im Mai in Riga warb. Dieser kam auf meine Liste mit den Marathons, die ich laufen wollte, um gegebenenfalls fit für eine weitere Langdistanz im August 2025 zu werden.
Im März entschied ich mich diesen zu machen und nicht den Rennsteig, da ich immer noch verletzt war und Trainingsrückstand hatte nach vielen Erkältungen. Vor allem wollte ich nach Riga wegen der von der Dame angekündigten folkloristischen Events aufgrund eines Jubiläums, dem 35 Rigamarathon.
Nach Schwierigkeiten kam ich am Samstagvormittag an und eilte, konnte ich nicht ahnen. Hinzu kam dass der Folgetag, wo der Marathon stattfand, ein Regentag werden sollte (und noch ist, während ich dies schreibe).
Der Start war um 7:05 Uhr in der Früh. Mein großer Vorteil war, dass ich 500 m vom Start ein Hotel gebucht hatte. Damit konnte ich etwas später aufstehen, musste kein Dixi Klo benutzen und nicht zu lange im Regen stehen. Der Regen hörte 30 km lang nicht auf, es war ein Landregen. Danach war es erst mal trocken.
Der Start war übersichtlich, schätze ca. 1000 Leute nahmen an dem Marathon teil, wobei es noch weitere Veranstaltungen an diesem Tag gab. Die Strecke ist wellig, dann ging immer wieder über Brücken über den Fluss Düna und Unterführungen durch, was aufgrund des Regens nicht so erfreulich war, weil in der Senke sich viel Wasser sammelt und die Schuhe immer wieder sehr nass wurden.
Ich hatte drei Ziele erstens den Piriformis nicht zu stark belasten. Zweitens - das hatte ich schon ein Jahr nicht mehr geschafft aufgrund der Verletzung - wenn möglich unter vier Stunden zu laufen. Obwohl das mein Training eigentlich nicht her gab, da ich weder Intervalle trainiert hatte noch lange Strecken in den letzten Monaten außer den Marathon in Malta und den 25 km Lauf vor einer Woche. Deshalb ging ich das Rennen relativ defensiv an. Die ersten 10 km in 52 Minuten wurde dann extra etwas langsamer und kam mit einer Halbmarathonzeit von 1:54 an die Hälfte.
Die 25 km beendete ich mit ca 2 Minuten weniger Zeit als vor einer Woche den Lauf in Berlin als Blinden Guide. Ab Kilometer 30 wurden meine Beine schwer und ich musste wenige Zeit später die Fahne mit der 4.00 vorbeiziehen lassen. Das frustrierte meinen Kopf. Bei 33 km mischten sich die Halbmarathonis unter uns, die später gestartet waren und bei ca. km 12 waren. Es wurde voll.
Bei 36 sprach mich ein junger Mann aus Riga an und kam mit mir ins Gespräch. Das gab mir neue mentale Kraft und wir liefen zügig die letzten 6 km zusammen und er beendete seinen Halbmarathon, ich meinen Marathon gleichzeitig.
Von ihm erfuhr ich einiges über das Highlight der Strecke bei Kilometer 16 und dann bei Kilometer 39 (hier mit ihm zusammen) feuerte uns ein ungefähr 100 Köpfe großer Chor aus Männern und Frauen traditionellen Gesängen an. Das war also das versprochene Fest. Mitten auf der Strecke.
An beiden Punkten, wo ich den Chor passierte, kam mir Tränen so schön und bewegend war die Musik. Da ich mein Handy nicht dabei hatte, lief ich kurzer Hand nach dem Zieleinlauf in unter 4:05 zum Hotel, duschte kurz und suchte den Ort (Freiheitsdenkmal), der ungefähr ein Kilometer entfernt war, auf. Der Chor war nicht mehr da, aber die Menschen in traditioneller Tracht, die inmitten der Fahrbahn standen und die Läuferinnen anfeuerten, schon. Die Musik kam nur aus der Konserve.
Hiervon machte ich viele Aufnahmen und feierte die letzten Läufer:innen des Marathons an, viele von ihnen waren auch sehr bewegt von der Unterstützung der traditionell gekleideten Letten. Als die letzten Läufer:innen kamen und das Auto dahinter, baute sich auf einmal wieder der Chor auf und ich dachte, das machen sie für die letzten Läuferinnen. Hätte ich cool gefunden. Weit gefehlt.
Stattdessen schien kurze Zeit vorher ein weiterer Lauf entweder 6 oder 10 km gestartet worden zu sein und die wurden dann mit dem Chor besungen. Das freut mich natürlich sehr, weil ich noch viele Aufnahmen von diesem Gesang machen konnte, der sich, soweit ich das feststellen konnte, natürlich wiederholte zu dem, was ich selbst als Läufer erlebt hatte.
Glücklicherweise hatte ich ein zweites Handy dabei, weil das eine hatte bald keinen Akku mehr und konnte noch weitere Aufnahmen machen. So kann ich euch auch teilhaben lassen an diesem Erlebnis und Lust auf diesen Lauf machen.
In den nächsten drei Tagen habe ich noch Zeit, dass UNESCO Weltkulturerbe Riga näher kennenzulernen vor allen Dingen seine Jugendstilbauten.
Nicht unerwähnt bleiben soll: Der Chor heute war beeindruckend mit ca 100 Menschen. Hier soll es aber ein Festival mit vielen Tausenden geben, so Konstantin aus Riga, mit dem ich die letzten 6 km lief.